16.11.2024  •  2024 gruen_report

- Ryyan Alshebl - Vom Flüchtling zum Bürgermeister

Am Donnerstag, 14.11.2024, war Ryyan Alshebl, der Bürgermeister von Ostelsheim im Landkreis Calw, auf Einladung der Asperger Grünen und dem Arbeitskreis-Asyl zu Gast im Keltensaal.

Seine Geschichte ging im Frühjahr 2023 um die Welt: Ein syrischer Flüchtling, der 2015 über den Libanon, die Türkei und Griechenland in den Schwarzwald kam, und mit großer Mehrheit zum Bürgermeister in Ostelsheim gewählt wurde.

Der Keltensaal war voll besetzt und Ryyan Alshebl wurde freundlich und neugierig empfangen, denn es saßen auch zahlreiche hier in Asperg lebende, überwiegend syrische Flüchtlinge im Saal, die mit ihm ins Gespräch kommen wollten. Geduldig posierte Ryyan Alshebl zu zahlreichen Selfies, bis unser Vorstandsmitglied Michael Klumpp den Abend offiziell eröffnete und die Gesprächsrunde einleitete.

Als Ryyan seine Geschichte erzählt fällt sofort auf, mit welch "geschliffenem Hochdeutsch" er dies tut. Daraus leitet er auch ab, dass eine erfolgreiche Integration nur über die Sprache erfolgen kann. Er habe in der Anfangszeit unendlich viele Stunden vor dem Fernseher verbracht und deutsche Programme angeschaut um die Aussprache zu lernen. Er dankte auch den engagierten Menschen in Calw, die über einen Arbeitskreis Asyl Flüchtlinge unterstützten. Sein Glück sei es gewesen, dass die meisten Flüchtlinge lieber in eine Großstadt wollten, weil sie dort die vermeintlich größeren Chancen sahen. Er selbst glaubte zunächst an sein handwerkliches Geschick und machte ein Praktikum in einer Autowerkstatt. Dabei merkte er, dass seine Stärken woanders liegen und interessierte sich für die Verwaltungslaufbahn im Rathaus in Althengstett. Das waren die Anfänge und mit viel Fleiß, Geschick, Glück und Unterstützung wurde daraus seine Erfolgsgeschichte.

In der folgenden Fragerunde und Diskussion wurde aber auch klar, dass im Jahre 2024 durch die hohe Zahl der zwischenzeitlich Zugewanderten, die Situation schwieriger und wir in einem moralischen Dilemma sind, denn einerseits werden rund 6000 syrische Ärzte oder Ingenieure wilkommen geheißen und andererseits kann Deutschland nicht unendlich viele Menschen aufnehmen.
Sein Lösungsansatz wäre, Sozialleistungen für Migranten nur befristet anzubieten, um den Druck zu erhöhen, nach Arbeit zu suchen. Davor muss aber die Zeit genutzt werden, um die deutsche Sprache zu erlernen. Daraus ergibt sich ein weiteres Dilemma, denn während die offiziellen Sprachkurse besucht werden, können aus zeitlichen Gründen allerhöchstens Minijobs und keine 100%-Stellen angenommen werden.

Es ist also klar, einfache und schnelle Lösungen, wie sie oftmals plakativ in den Raum geworfen werden, insbesondere nach schrecklichen Straftaten wie z.B. in Solingen, gibt es nicht. Wir sind alle gefordert gemäß unserem Grundgesetz, sowohl dem Strafgesetz Geltung zu verschaffen, als auch die große Mehrzahl der Integrationswilligen im Arbeits- und Wohnungsmarkt aufzunehmen. 

Am Ende der Fragerunde bestand noch die Möglichkeit mit Ryyam Alshebl bei "Snacks und Fingerfood" die von unseren syrischen Mitgliedern des AK-Asyl nach syrischen Rezepten hergestellt wurden, ins Gespräch zu kommen. Ebenso standen unser Bürgermeister Christian Eiberger und der im Landratsamt Ludwigsburg für den Fachbereich "Asyl- und Migration" verantwortliche Martin Schliereke für Gespräche zur Verfügung.

Unser ausdrücklicher Dank geht darüberhinaus an die Familie Pfuderer, deren köstliche Bioweine aus den Steillagen des Hohenasperg die feinen syrischen Speisen wunderbar ergänzten.