13.04.2023  •  2023 gruen_report

Das Ende des Atomzeitalters, denn die Zukunft ist erneuerbar

(veröffentlicht in den Asperger Nachrichten am 13.04.2023)

Am 15. April werden die letzten drei Atomkraftwerke (AKW) abgeschaltet. Damit stehen wir am Beginn eines neuen Energiezeitalters. Mit dem massiven Ausbau günstiger, klimafreundlicher und risikoarmer Energie aus Wind und Sonne sichern wir die Energiezukunft. Die nukleare und fossile Vergangenheit lassen wir hinter uns.

Den erneuerbaren Energien gehört die Zukunft. Schon heute erzeugen wir etwa die Hälfte des Stroms in Deutschland erneuerbar. Bis 2030 werden wir 80 Prozent unserer Energie aus Wind, Sonne und Wasser gewinnen. Das ist unausweichlich, um die Klimakrise zu bekämpfen. Das bedeutet aber auch, dass dieser Wirtschaftszweig einen großen Anteil an unserem zukünftigen Wohlstand hat und damit auch viele Arbeitsplätze schaffen wird. Mit dem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien machen wir das absolut Notwendige, um unsere Lebensgrundlagen zu bewahren. Gleichzeitig profitieren wir davon wirtschaftlich enorm. Der Klimaschutz gewinnt, die Menschen in unserem Land gewinnen.

Der Blick nach Frankreich oder Belgien zeigt, wie unzuverlässig Atomkraft selbst im 21. Jahrhundert ist. Überall kommen Atomkraftwerke ans Ende ihrer Lebenszeit, Schäden und Störungen an den alten und maroden europäischen Anlagen häufen sich. Kühlwasser fehlt.

Hartnäckig hält sich der Mythos, Atomkraft sei günstig und bezahlbar. Das Gegenteil ist der Fall: Ohne massive finanzielle Zuschüsse aus Steuergeldern würde weltweit kein Atomkraftwerk gebaut werden und wirtschaftlich ist auch kein AKW. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die Kosten von einer Kilowattstunde Atomstrom bis zu viermal so hoch sind wie die Kosten von einer Kilowattstunde Wind- oder Solarenergie. Während die Kosten für Erneuerbare überall sinken, sind die Kosten für AKW seit dem Bau der ersten Kraftwerke dagegen gestiegen. Grundsätzlich gilt: Je länger eine Technologie existiert, desto günstiger wird sie durch Lerneffekte und Standardisierung. Nicht so bei Atomkraftwerken: Im Vergleich zu den 70er Jahren haben sich Baukosten verfünffacht.

Bauprojekte der letzten Jahrzehnte haben sich nicht nur massiv verzögert, sondern ihre prognostizierten Projektkosten gesprengt und sind ökonomisch zu Milliardengräbern geworden. Kein AKW weltweit ist ohne staatliche Subventionen wirtschaftlich zu betreiben und nirgendwo ist Atomkraft wettbewerbsfähig. Für private Kapitalgeber*innen lohnen sich Investitionen in den Bau von AKW ökonomisch einfach nicht. Auch Laufzeitverlängerungen versenken Milliardenbeträge.

Das Beispiel Frankreich zeigt: Um einen Reaktor zehn Jahre länger laufen zu lassen, fallen zusätzliche Kosten von rund 1,7 Milliarden Euro für einen Reaktor an. Und das allein dafür, dass an alternden Reaktoren zwingend notwendige Sicherheitsüberprüfungen durchgeführt und die daraus folgenden Umbaumaßnahmen umgesetzt werden. Kein Wunder, dass der Energiekonzern EDF im Atomland Frankreich Milliardenverluste macht, die von den Steuerzahler*innen aufgefangen werden müssen. Atomkraft war, ist und bleibt eine der teuersten Stromerzeugungstechnologien.

Atomkraft ist in Zeiten des Klimawandels nicht zuverlässig zu betreiben, weil AKW zur Kühlung auf enorme Mengen Wasser aus Flüssen und der Umgebung angewiesen sind. Dürren, Hitzewellen und sinkende Flusspegelstände, wie wir sie seit Jahren erleben und die sich weiter zuspitzen, sorgen dafür, dass Atomkraftwerke immer wieder gedrosselt oder heruntergefahren werden müssen. Frankreich musste letztes Jahr die Kraftwerke drosseln, weil zu wenig Kühlwasser vorhanden war.

Auch Atomkraft selbst ist bei weitem nicht klimaneutral. Der Uranabbau, Transport und Anreicherung produzieren genauso CO2-Emissionen, wie Bau und Instandhaltung von AKWs oder die Zwischen- und Endlagerung. Nach Berechnungen des International Panel on Climate Change (IPCC) können Atomkraftwerke in der Gesamtbetrachtung bis zu zehnmal mehr CO2 ausstoßen als zum Beispiel Onshore-Windkraft.

Höchste Zeit also, dass wir aus dieser Hochrisikotechnologie aussteigen.